Vom 10. bis 23. Juli 2010 zeigt das Bezirksklinikum Ansbach die Ausstellung „Fegt alle hinweg“ zum Gedenken an den Approbationsentzug von 1938.
Am 30. September 1938 verloren alle jüdischen Ärztinnen und Ärzte im Deutschen Reich per Gesetz vom 25. Juli 1938 ihre Approbation und damit die Möglichkeit, ihren Beruf weiter auszuüben. Zum 31. Januar 1939 wurde das Verbot auf die jüdischen Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker ausgeweitet. Für die Betroffenen und ihre Familien war dies die Fortsetzung der bis dahin erlebten gesellschaftlichen Diskriminierung und Ausgrenzung in den Jahren nach der „Machtergreifung“, maßgeblich vorangetrieben durch einflussreiche Verbände der Ärzteschaft bzw. durch die von den Nationalsozialisten neu geschaffenen Standesorganisationen. 1933 gab es in Deutschland etwa 9000 jüdische Ärztinnen und Ärzte. Bis 1938 waren viele von ihnen bereits ins Exil getrieben worden oder hatten unter dem ständigen Druck der Diskriminierung verzweifelt ihrem Leben ein Ende gesetzt. Für die verbliebenen 3152 bedeutete der Entzug der Approbation zum 30. September 1938 die endgültige Zerstörung der beruflichen Existenz. Das Leid der systematischen Verfolgung und die Ermordung in den Vernichtungs-lagern folgten.
Was 1933 mit „Fegt alle hinweg, die die Zeichen der Zeit nicht verstehen wollen“ (Nationalsozialistischer Deutscher Ärztebund) begann, endete mit der Zeitungsmeldung 1939 „Die gesamte Gesundheitspflege von Juden gereinigt”.
Im Gedenken an alle von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Ärztinnen und Ärzte werden in der Ausstellung Beispiele aus München, Nürnberg, Fürth und Ansbach dargestellt.
Die Ausstellung stützt sich auf die zum 50. Jahrestag des Entzugs der Approbation vorgelegte Dokumentation „Schicksale jüdischer und ,staatsfeindlicher‘ Ärztinnen und Ärzte nach 1933 in München“ von Renate Jäckle, auf die Schrift „Nationalsozialistische Verfolgung der jüdischen Ärzte in Bayern“, die von der Bayerischen Landesärztekammer zum 60. Jahrestag veröffentlicht wurde sowie auf aktuelle Recherchen.
Die Schicksale der drei betroffenen Ansbacher Ärzte wurden durch das Bildungszentrum der Bezirkskliniken Mittelfranken recherchiert und ergänzt:
- Dr. Berthold Daniels führte eine Augenklinik und emigrierte 1938 nach Schweden.
- Dr. Arnold Loevy war als Arzt für Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe am Martin-Luther-Platz tätig, er wanderte 1937 in die USA aus.
- Dr. Elsbeth Wolf-Jacob war die erste Ärztin in Ansbach, sie praktizierte bis ins hohe Alter und starb 1989.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 9. Juni 2010 um 16.00 Uhr im Bezirksklinikum Ansbach statt.
Den Flyer zur Ausstellung am Bezirksklinikum Ansbach können Sie hier herunterladen: Flyer zur Ausstellung am BKH Ansbach 2010 (PDF)
Fotos der Ausstellung in den Räumen der in der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns. (2. Februar bis 13. März 2009)